Gro­ßes En­ga­ge­ment ge­gen Le­se- und Recht­schreib­schwä­che

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Nach über 17 Jah­ren geht Bar­ba­ra Boy­xen, Deutsch­leh­re­rin an der Ge­samt­schu­le Net­te­tal, in den Ru­he­stand. Sie hat an ih­rer Schu­le Mo­del­le für die Be­kämp­fung von Le­se- und Recht­schreib­schwä­che vor­an­ge­trie­ben.

Leh­re­rin Bar­ba­ra Boy­xen, ein­ge­rahmt von Schul­lei­ter Leo Giel­kens (l.) und sei­nem Vor­vor­gän­ger Ro­land Schie­fel­bein, in der Ge­samt­schu­le. (Foto: RP, H. Brinkmann)

NET­TE­TAL | (hb) Zum Ab­schied über­reich­te ihr Schul­lei­ter Leo Giel­kens das ers­te Glas Ho­nig aus dem Schul­gar­ten. Am Frei­tag hat­te Bar­ba­ra Boy­xen, Deutsch- und Re­li­gi­ons­leh­re­rin an der Ge­samt­schu­le Net­te­tal, ih­ren letz­ten Ar­beits­tag. Nach sieb­zehn­ein­halb Jah­ren geht sie in den Ru­he­stand. Am Diens­tag wird sie 66 Jah­re alt. In der Men­sa hat­te sie ei­nen klei­nen Ab­schied vor­be­rei­tet: Je­der, der woll­te, konn­te sich ver­ab­schie­den. Am En­de war sie sprach­los, un­gern stand sie so groß im Mit­tel­punkt. Nicht nur vie­le Kol­le­gen wa­ren ge­kom­men, son­dern auch der frü­he­re Schul­lei­ter Ro­land Schie­fel­bein.

Fotos: Julietta Breuer

Der konn­te sich noch gut er­in­nern, wie er Bar­ba­ra Boy­xen an die Ge­samt­schu­le ge­holt hat­te. Nach dem Lehr­amts­stu­di­um war sie di­rekt in die Ba­by­pau­se ge­gan­gen. Spä­ter un­ter­rich­te­te sie ver­tre­tungs­wei­se an der Haupt­schu­le. Schie­fel­bein be­schei­nig­te ihr bei der Ein­stel­lung: „Ich glau­be, Sie pas­sen zu uns.“ Er über­zeug­te sie auch, doch noch ein Re­fe­ren­da­ri­at und das zwei­te Staats­ex­amen zu ma­chen. Sie hat es nicht be­reut und wur­de zu ei­ner prä­gen­den Päd­ago­gin der Ge­samt­schu­le. „Ich war ger­ne hier. Ihr seid ein tol­les Kol­le­gi­um“, so ver­ab­schie­de­te sie sich mit ei­nem la­chen­den und ei­nem wei­nen­den Au­ge. Und „Scha­de, dass Du gehst“, kam es aus der Fach­schaft Deutsch zu­rück.

Boy­xen war durch ei­ne Fort­bil­dung auf Le­se- und Recht­schreib­schwä­che (LRS) ge­kom­men. Sie hat das The­ma ver­tieft und vor­an­ge­trie­ben. 2020 zeich­ne­te der Bun­des­ver­band Leg­asthe­nie und Dys­kal­ku­lie die Schu­le mit dem drit­ten Preis für Best-prac­ti­se-Bei­spie­le schu­li­scher För­de­rung aus. Die LRS wird Boy­xen nicht los­las­sen, ge­le­gent­lich wird sie für in­di­vi­du­el­le För­de­run­gen an die Schu­le zu­rück­keh­ren.

Der frü­he­re Schul­lei­ter Schie­fel­bein war ger­ne wie­der­ge­kom­men. Die Ge­samt­schu­le ha­be ei­ne wun­der­ba­re Ent­wick­lung ge­nom­men, vie­les sei nach­hal­tig an­ge­legt ge­we­sen. Das LRS-Mo­dell, das Bar­ba­ra Boy­xen ent­wi­ckelt ha­be, sei für ei­ne he­te­ro­ge­ne Schü­ler­schaft wie an ei­ner Ge­samt­schu­le un­er­läss­lich.


Quelle: Rheinische Post (online), 29.01.2022