Am 22. Februar 2025 fand in Nettetal die Demonstration „Nettetal ist bunt. Keine Toleranz für Intoleranz“ statt. Unter diesem Motto versammelten sich zahlreiche Menschen, um ein klares Zeichen für Demokratie, Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu setzen. Als Gesamtschule Nettetal stehen wir für eine offene und tolerante Gesellschaft, in der jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Religion oder Lebensweise respektiert und wertgeschätzt wird.
Ein herausragendes Beispiel für gelebte demokratische Kultur ist die Rede von Lilli Geritz (Q2), die sie im Rahmen der Demonstration hielt. Mit eindrucksvollen Bildern beschreibt sie, wie wir alle in einer gemeinsamen Gesellschaft – einem „Haus“ – leben und Verantwortung für unser Miteinander tragen. Sie macht deutlich, dass Ausgrenzung und Intoleranz nicht nur andere, sondern letztlich uns alle betreffen.
Ihre Worte sind ein kraftvoller Appell für Empathie, Zusammenhalt und Zivilcourage. Sie zeigen, dass demokratische Werte keine Selbstverständlichkeit sind, sondern aktiv verteidigt werden müssen. Gerade in Zeiten, in denen Hetze und Ausgrenzung wieder lauter werden, sind junge Stimmen wie die von Lilli Geritz essenziell.
Wir veröffentlichen diese Rede hier in ihrem vollständigen Wortlaut, weil sie genau das verkörpert, wofür wir als Gesamtschule Nettetal stehen: Vielfalt als Chance.

Im selben Haus (DEMO-Version)
Lilli Geritz, 22.02.2025
Wir wohnen alle in demselben Haus. Teilen Fenster und Türen. Ein Dach.
Einen Sternenhimmel, zu dem wir hinaufsehen.
Wir sind alle hier zuhause.
Wir teilen Freude, Tee, Tränen und Kekse mit den Nachbarn.
Essen dieselben Speisen am Esstisch.
Reden über dieselben Reden der Vergangenheit.
Und wenn ich zuhöre – dann hör ich nebenan die Freude, unter mir das Leid, über mir den Streit.
Höre die Angst aus Wohnung Nummer eins.
Sehe die Träume im Zimmer gegenüber.
Empathie kann so einfach sein.
Doch wenn ich meine Augen schließe – höre ich stets nur ein nerviges Klopfen und Gejaule,
ziehe niemals in Betracht, was außerhalb meiner vier Wände geschieht.
Wir wohnen alle im selben Haus, teilen Fenster Türen Dachterrasse, Gemeinschaftsgarten.
Wir pflegen jede Blume ganz gleich, welche Farben ihre Blüte tragen.
Weshalb interessieren euch die Hautfarben?
Wir alle gießen gewissenhaft die nahrhaften Tomaten
und suchen bei schlechtem Wetter Schutz im selben Gemäuer.
So frage ich mich, weshalb schlagen wir Türen zu, anstatt sie aufzuhalten?
Weshalb hallen Hass und Hetze durch das Treppenhaus?
Wieso müssen auf einmal unsere Mitbewohner raus?
Wir suchen alle Schutz vor demselben Regen, hegen Ängste gegen den gleichen Sturm.
So frage ich mich, weshalb wir die alleine lassen, die uns halfen unser Haus zu bauen?
Diejenigen, die mit uns die Stützpfeiler tragen?
Wir wohnen alle im selben Haus.
Wir teilen Fenster voll mit Träumen, Fester voll mit Zukunft.
Fenster voll mit Schicksal.
Wir tragen die Verantwortung, diese Fenster nicht zerbrechen zu lassen.
Und trotzdem baut ihr Mauern aus knallenden Türen?
Schließt unsere Verbündeten in die Abstellkammer?
„Geht raus!“, wird geschrien.
Doch wir wohnen alle im selben Haus, teilen Dach und Fenster und Türen,
gehen im selben Zimmer ein und aus.
Weshalb legt ein Nachbar dem anderen das Feuer?
Weiß er nicht, dass er dann selbst brennt?
Wieso verstummen eure Türklinken, wenn im Erdgeschoss Menschen ertrinken?
Wenn andere, so wie ihr, euch hilfesuchend winken?
Ihr lasst uns alle im Chaos versinken, nur um vom Dach aus zu rufen: „Nicht mein Problem!“
Ihr nehmt die Treppen und zerstampft die Stufen nach unten von oben,
reißt ab unseren bunten Regenbogen,
wollt Menschen vertreiben, die hier wohnen.
Die Menschen, die das Fundament bauten, auf dem ihr geht,
die Menschen, die die Fenster errichteten, damit wir mehr von der Welt sehen.
Doch ihr wollt es uns nehmen.
Wir wohnen alle im selben Haus, teilen Türen und Fenster, Dachstuhl, Gartenhaus.
Mit Verlaub, so sei es einem jeden vergönnt, in unserm Haus zu bleiben, der dort zu Hause ist.
Jedem, der Schutz sucht. Völlig egal, aus welchem Haus er kommt.
Völlig egal, wie er aussieht, wen er liebt, was er glaubt und wie er die Welt sieht.
Wieso muss denn für euch alles gleich sein? Lasst uns doch frei sein! So lasst uns doch bunt sein.
Hört auf mit dieser billigen Heuchelei.
Gebt zu, dass es euch nicht interessiert, wer unterm Dach wohnt.
Versauert dort auf eurem Dache.
Doch wenn es regnet, wenn es stürmt, so merkt euch:
dort oben über`m Dach bleibt ihr auch nicht trocken.
Gegossen mit Hass wächst kein Baum, kein Zweig, nicht mal ein Strauch.
Nur die Liebe, nur die Vielfalt bringt uns
Bäume, Blumen Freundschaft, Zusammenhalt, Frieden und Sicherheit.
Und wir alle mögen verschieden sein.
Doch das sollte uns nicht spalten, uns nicht von tollen Freundschaften abhalten.
Sollte uns nicht einsam machen, sondern stark.
Denn wir alle leben im selben Haus. Gehen durch dieselben Türen, Tag ein, Tag aus.
Und wenn ihr morgen euer Kreuz setzt, wählt bitte gegen Rechts.