Gedenken an die Pogromnacht

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Der 9. November 1938 war der Tag, an dem die Synagogen brannten und die Scheiben an Geschäften und Häusern jüdischer Bürger eingeschlagen wurden. Mit einer kleinen Gedenkveranstaltung am Mahnmal Breyell an der Biether Straße gedachten Nettetaler am Dienstagabend ihrer jüdischen Mitbürger.

Gedenken der Opfer der Pogromnacht in Breyell. Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Schüler der Gesamtschule gestalteten das Gedenken, zu dem Lehrerin Julietta Breuer und Ratsfrau Renate Dyck (SPD) eingeladen hatten. In der Reichspogromnacht wurden die Synagogen in Breyell, Kaldenkirchen und Lobberich zerstört.

Die Gesamtschule initiierte auch das Mahnmal in Breyell, das 2009 errichtet wurde. Es enthält eine Scherbe aus dem Schutt der zerstörten Synagoge. hb/Foto: Knappe

Quelle: RP, 9.11.2021 (gedenken-an-die-pogromnacht-im-heutigen-nettetal)


Fotos von Ralf Hendrix und Tanja Jansen:


Gedenken an die Pogromnacht am Mahnmal der ehemaligen Synagoge – 9.11.2021
Beitrag des Leistungskurs Geschichte, Jahrgang 13 mit seiner Geschichtslehrerin Julietta Breuer

BreuerJede Schülergeneration muss sich mit der jüngeren Geschichte auseinandersetzten. Dies ist eine fortwährende Aufgabe! Es liegt in unserer Verantwortung,  junge Menschen dafür zu sensibilisieren und zu befähigen, entschlossen gegen jede Form von Ausgrenzung, Gewalt und Intoleranz vorzugehen, das heißt also, zur Toleranz zu erziehen. – Genau heute vor 8 Jahren weihten wir hier, am 75. Jahrestag der Pogromnacht, dieses Mahnmal in einer sehr bewegenden Feierstunde ein. Viele von Ihnen waren dabei! Seitdem initiiert Renate Dyck, die Vorsitzende des Kulturausschusses, am Tag der Pogromnacht hier kleine Gedenkveranstaltungen, an denen Schüler*innen der Gesamtschule  mehrfach teilnahmen. In diesem Jahr findet die Gedenkveranstaltung in etwas größerem Rahmen statt. Aus  meinem Leistungskurs-Geschichte des 13. Jahrgangs nehmen heute aktiv teil: Fynn, Gabriella, Joschua, Julian, Lara, Milan, Nick, Norman und Zoe.  
MilanAn der Gesamtschule haben wirmuslimische Klassenkameraden, griechisch-orthodoxe, sogar hinduistische – aber keinen einzigen jüdischen Klassenkameraden oder Klassenkameradin! Wenn wir richtig informiert sind, leben in ganz Nettetal keine Jüdinnen und Juden mehr!  – Eigentlich unglaublich! –  
Joschua    Genau! Die jüdische Kultur in Nettetal wurde  – wie im gesamten damaligen Deutschen Reich – total ausgelöscht: 1933 fing es an mit ersten rechtlichen Einschränkungen und den ersten Konzentrationslagern, 1935 wurden die „Nürnberger Gesetze“ erlassen, 1938 war ein erster Höhepunkt: die Pogromnacht, in der die Nazis die jüdische Kultur und das jüdische Eigentum zerstörten und auslöschten.  
MilanSynagogen wurden zerstört, meistens verbrannt – Häuser, jüdische Geschäfte, was einen Schaden von über 100 Millionen Reichsmark verursachte. Parallel dazu fand eine Verhaftungswelle statt, über 26 000 Menschen, meist relativ junge jüdische Familienväter, die in Konzentrationslager deportiert wurden.  
NickFrüher haben die Menschen zu diesen Ereignissen in der Schule den Begriff „Kristallnacht“ gelernt, aber das ist ein Ausdruck der Nazis, die damit ihre Taten verherrlichen wollten, also eine „Beschönigung“, ein Euphemismus. Heute lernen wir den Begriff „Pogromnacht“. „Pogrom“  heißt allgemein „Ausschreitungen gegen ethnische Minderheiten, Gewalttätigkeit, Hetzjagd.  
NormanEs bedeutet aber auch töten! Der einzige Überlebende der Nazi-Zeit aus Lobberich, Walter Sanders, erinnerte sich. Zitat: „Bei der Zerstörung unseres Geschäfts [eine Metzgerei in Lobberich] durch die Nazis im November 1938 ist unsere alte Oma Eva von einem Stein getroffen worden und ein paar Tage danach gestorben. Daran kann ich mich ganz genau erinnern.“  
ZoeAuch hier in Nettetal wurden die Synagogen zerstört: In Kaldenkirchen war ein Brand zu gefährlich, weil die Synagoge zu nahe neben Wohnhäusern stand, deswegen kletterten die Nazis den Dachstuhl hoch und zersägten ihn.  
Lara      Hier in Breyell stand auch eine Synagoge, unweit von diesem Ort, von diesem Mahnmal. die Straße Richtung Kaldenkirchen runter links, wo sich früher eine Tankstelle befand. Das Gebäude der Tankstelle wird zurzeit abgerissen.  – Bis zum Bau der Breyeller Synagoge gingen die Jüdinnen und Juden von hier zu Fuß nach Kaldenkirchen in die Synagoge.  
Gabi  Jakob Klaber hatte das Grundstück für die Synagoge in Breyell gestiftet. Am 21. Oktober 1910 wurde die Synagoge eingeweiht. Es folgten zwei Festtage in Form von Konzerten und Festbällen im Hotel zum Elefanten. Die Synagoge stand nur 28 Jahre  –  bis sie verbrannt wurde. – Und zwar nicht heute, am 9. November 1938, wie es fälschlicherweise in vielen lokalen Beiträgen in der Literatur und Zeitungen heißt, sondern am Morgen des 10. [!]  Novembers 1938.  
Zoe      In den Quellen im Kreisarchiv Viersen in Kempen lesen wir über die Einweihung der Breyeller Synagoge – Zitat: „Im November 1938 wurde die Synagoge zerstört. Eigentümer des Grundstücks war der Jude Jakob Klaber, welcher von seiner Frau und seinen Kindern beerbt wurde. Auf Anordnung der staatlichen Stellen mußte die Gemeinde für die Beseitigung der Trümmer sorgen; die Kosten für die Aufräumung, welche 398,01 RM [Reichsmark] betrugen, waren dem Grundstückseigentümer in Rechnung zu stellen. Da Klaber den Betrag kaum würde zahlen können, wurde er im Jahre 1939 mehrfach unter Androhung (…) aufgefordert, das Grundstück unter Aufrechnung mit den Kosten an die Gemeinde Breyell abzutreten. Der Kaufakt wurde am 20.3.1940 vor Notar Dr. Veit getätigt und ein Kaufpreis von 300,- RM festgesetzt, welcher durch die der Gemeinde entstandenen Unkosten abgegolten war (…)“ [GA Breyell 2288].  
FynnHeißt also, Klaber musste das Grundstück verkaufen, um die Kosten für die Trümmerbeseitigung bezahlen zu können!  
NickEine kleine Scheibe eines Fensters der Synagoge blieb übrig, die sich im Mahnmal unterhalb des Davidsterns befindet. [Zeigt darauf.]  
NormanUnd nach der Pogromnacht ging es dann in der nächsten Phase weiter mit der totalen Auslöschung in den Vernichtungslagern in Polen.  
Fynn        [Zeigt auf den Text auf dem Mahnmal und liest ihn vor.] Zitat: „Fast die gesamte jüdische Gemeinde von Breyell wurde ermordet. Dieses Mahnmal erinnert an das Unrecht, damit alle nachfolgenden Generationen friedlich und tolerant zusammenleben“ –  lesen wir auf dem Mahnmal.
Nick  Die Namen der Breyeller Jüdinnen und Juden, die zwischen 1933 und 1945 ermordet wurden,  stehen auf dem Mahnmal: es sind 24 Namen.  
NormanVergessen wir nicht, dass in der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 geplant wurde, 11 Millionen [!] Jüdinnen und Juden zu ermorden! – 6 Millionen Menschen wurden dann getötet. – Was für eine unbegreifliche Zahl!  
Julian6 Millionen – Was eine Zahl bedeutet, können wir überhaupt nicht ermessen! Ein Teil von uns war genau heute vor einer Woche auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Ysselsteyn, dem einzigen deutschen Soldatenfriedhof in den Niederlanden. Wir gingen darüber: 32 000 Gräber!  – 32 000 Kreuze! – Pause – Wir konnten die Masse an Schicksalen von 32 000 Menschen überhaupt nicht begreifen! 6 Millionen – oder 32 000 –  diese Zahlen bleiben stets viel zu hoch, um sie zu ermessen!  
NickErst eine Relation, ein Vergleich machte sie uns ein bisschen greifbarer: Diese 32 000 Kriegsopfer sind so viele, wie jeden Tag während des Zweiten Weltkrieges, also 6 Jahre lang jeden Tag (!) an Menschen starben! –  
Gabi„Hinter jedem einzelnen Toten steckt ein Leben, steckt eine Familie und steckt ein geliebter Mensch.“  –  
JulianIn Ysselstein haben wir uns dann mit einigen Einzelschicksalen beschäftigt. Bereits ein einziges Einzelschicksal setzt einem ein riesiges Fragezeichen und Leid in den Kopf.  
LaraDurch die Nennung einzelner Schicksale wirkt man der „Vermassung“ – wenn man das so ausdrücken darf – der Vermassung der 6 Millionen Jüdinnen und Juden entgegen.  
ZoeUns Jugendliche berühren am meisten die Schicksale der Kinder, denn mit ihnen können wir uns am ehesten identifizieren.  
JulianÜber eine Million deportierte und ermordete jüdische Kinder! – Möglicherweise bis zu 1 Komma 2 Millionen, vielleicht auch 1 Komma 5 Millionen ermordeter Kinder!  
ZoeFür die Ermordung unschuldiger Kinder gibt es keine Rechtfertigung!  
FynnKinder – das ist der unschuldigste Teil der Bevölkerung.  
MilanErschreckend! Besonders dieses Verhalten gegenüber den Kindern! Es macht mich wütend, daran zu denken.  
GabiDas ist eine der größten Abscheulichkeiten in der Geschichte. – Pause –  
JoschWir haben im Kreis Viersen eine Anne-Frank-Gesamtschule und in Süchteln eine Anne-Frank-Straße. Die ganze Welt kennt Anne Frank! Doch was hat sie mit Nettetal zu tun?  
BreuerAls nach Straßennamen gesucht wurde, vor allem zurzeit der kommunalen Neugliederung, also 1970, da waren erst wenige Schicksale erforscht, deswegen so viele Anne-Frank-Straßen!  
LaraHeute sind wir einen gewaltigen Schritt weiter! Ich habe meine Facharbeit in Geschichte zum Beispiel über die Jüdinnen und Juden in Kempen geschrieben. Die dortige Jüdin Selma Bruch ging mit ihrer Tochter gemeinsam in den Tod.  In Kempen gibt es sogar eine Selma-Bruch-Straße, also: dort ist schon eine Straße nach einer lokalen Jüdin benannt!  
JulianGenau! Lokalgeschichte!, die betrifft uns Jugendliche am meisten, die geht uns besonders nahe – sich vorzustellen, dass die Nazis nicht in Berlin gehaust haben, sondern überall, in jedem kleinsten Ort – in der eigenen Straße!
JoschuaWelche jüdischen Kinder gab es denn hier in Nettetal?  
NormanIn Nettetal-Lobberich gab es vier jüdische Kinder. Es gibt ein Foto, das all diese vier Kinder als Schülerinnen und Schüler in der evangelischen Volksschule zeigt. Die Namen der vier Lobbericher Shoah-Kinder sind auf dem Gedenkstein an der Alten Kirche in Lobberich eingetragen – leider aber nicht das Alter, in dem sie ermordet wurden.  
Josch    Wir kennen das Schicksal von den beiden Zwillingen Edith und Egon Sanders. Sie wurden nach 1942 nach Auschwitz deportiert.  
Zoe  Zitat: „Mit 14 Jahren Hand in Hand direkt ins Gas marschiert“, erinnert sich ihr Bruder Walter Sanders, der nicht vergast wurde, weil er zwei Jahre älter war und von den Nazis als Arbeitskraft ausgebeutet werden konnte. Als Facharbeiter Nr. 175530 überlebte er. Seine Tochter Edith Sanders nimmt heute an unserer Gedenkveranstaltung teil. – [Legt zwei Steine mit den Namen der Geschwisterkinder Edith und Egon ans Mahnmal.] – 
GabiUnd wir kennen ein wenig über den Leidensweg von Bruno Zanders, der mit 10 Jahren zusammen mit seinen Eltern  1941 in Riga ermordet wurde. Bei seiner Deportation mit einem Lastwagen schrie er immer wieder: „Mutter, Mutter, lass uns doch Christ werden!“ Die Zeitzeugin Anneliese Zanders aus Lobberich, welche diese Worte gehört hatte (aber NICHT mit Bruno verwandt ist!) muss heute noch jeden Tag an den kleinen Jungen denken und nimmt heute auch an dieser Gedenkveranstaltung teil. – [Legt Stein mit dem Namen des Kindes ans Mahnmal.] –  
LaraDas vierte jüdische Kind aus Lobberich ist Helga Zanders, das auch 1941 mit 14 Jahren in Riga ermordet wurde. – [Legt Stein mit dem Namen des Kindes ans Mahnmal legen] –  
MilanAus Nettetal-Kaldenkirchen kennen wir sehr ausführlich das Schicksal von Hedi Lion.
FynnGeboren in Kaldenkirchen in der Fährstraße, gegenüber der Diskothek „Kings“, da, wo sich heute der Imbiss Stravos befindet. Ermordet mit 11 Jahren. – Hedis Mutter ist die einzige Frau aus Nettetal, welche die Hölle überlebt hat. Sie erinnerte sich an das Konzentrationslager in  Riga –  Zitat: „Ich komm nach Hause, wir kommen von der Arbeit zurück, da war das Ghetto ausgeräumt von Kindern und alten Leuten und ich habe meine Hedi nicht mehr gesehen … Ich war verzweifelt.“ –  
MilanErst nach ihrem Tod erfuhr ihre Familie ihr Geheimnis: Sie hatte ihr ganzes Leben jeden Tag an ihre Tochter denken müssen! – [Legt Stein mit dem Namen des Kindes ans Mahnmal.] –  
 Und in Kaldenkirchen gab es das jüdische Kind  Erich Sanders. Geboren in Kaldenkirchen in der Bahnhofsstraße – ermordet mit 12 Jahren. Ermordet in einem Gaswagen. Chelmno war das erste Vernichtungslager, das die Deutschen auf polnischen Boden errichteten. Erich musste sich nackt ausziehen und mit vielen anderen Kindern einen Lastwagen betreten. Der Auspuff war unmittelbar mit dem Inneren des Laderaumes verbunden. Er fuhr zu den Massengräbern im nahe gelegenen Wald. Auf dem Weg in die Wälder wurde in den Wagen Gas eingelassen. Die Leichen wurden in den Wäldern in Massengräbern entsorgt …  
JulianHöss, der Kommandant in Auschwitz, war bei diesem ersten Gasversuch in Chelmno anwesend und hat mit diesen Erfahrungen dann „Auschwitz“ zu einer Massen-Tötungsfabrik ausbauen lassen!  
NickEs gibt kein Foto von Erich Sanders, es blieb auch kein Tagebuch von ihm übrig wie zufällig bei Anne Frank – nur seine einzigartige Unterschrift! –   [Legt Stein mit dem Namen des Kindes ans Mahnmal.] –  
ZoeUnd hier in unserer Schulstadt Nettetal-Breyell, heißt „unsere Anne Frank“ Werner Klaber. Ermordet mit 5 Jahren in Riga. Seine Mutter Ilse hatte ihm das Schreiben beigebracht.  Mit fünf Jahren schrieb er auf einer Postkarte an seinen Vater Fritz, den in Holland im Exil lebte: „Lieber Vater! Auch ich lieber Vater sende Dir zum Geburtstag die besten Glückwünsche. Dieses wünscht dir dein Sohn Werner.“ – [Legt Stein mit dem Namen des Kindes ans Mahnmal.] –  
BreuerJüdische Kinder stellten zweifelsohne die hilflosesten Opfer der Vernichtungskampagne; sie machten schließlich etwa ein Viertel der Ermordeten aus.  (…) Von Beginn der Verfolgung an machten sie alle traumatische Erfahrungen durch. Seit Herbst 1941 gehörten Kinder zu den Hauptopfern der Mordaktion. (…) Für die hatten die Mörder keine wirtschaftliche Verwendung, bei den Selektionen hatten Mütter und ihre Kinder so gut wie keine Chance. Meist gingen diese zusammen in den Tod.“ [aus: Dieter Pohl, Holocaust, 2000, S. 106f.]  –  
Joschua          Anfang Juni 2012 (!) hat sich eine Schüler*innengruppe mit Frau Breuer an den Bürgerverein in Kaldenkirchen gewandt mit der Bitte – Zitat –  „sollten in Kaldenkirchen neue Straßennamen gesucht werden, so schlagen wir (…) vor, (…) eine Hedi-Lion-Straße zu berücksichtigen.“ In den Grenzland-Nachrichten von Anfang August 2012 war dann zu lesen – Zitat -: „Der Bürgerverein begleitet den Antrag positiv.“
BreuerMittlerweile sind fast 10 Jahre vergangen! Wir haben in Nettetal immer noch keine Hedi-Lion-Straße.  
JulianSeit wenigen Monaten gibt es in Süchteln eine Erich-Sanders-Straße, nach dem zweiten Kaldenkirchener jüdischen Kind benannt, das 1936 mit seiner Familie nach Süchteln zu den Großeltern mütterlicherseits gezogen war.  
BreuerDer Halbbruder von Werner Klaber, Jack Klaber, den viele von Ihnen kennen, er war auch bei der Einweihung dieses Mahnmals anwesend, schrieb mir für meine damaligen Schülerinnen und Schülern im Juli 2014 in einer E-Mail aus Tel Aviv/Israel:  
Norman„Habe mit großem Interesse von eurer Spurensuche in Breyell erfahren (…). Als ich ungefähr in eurem Alter war, kam ich mit meinem Vater fast jeden Sonntag nach Breyell und Umgebung. Damals erzählte mein Vater manchmal etwas über Werner, wenn wir an eine Stelle kamen, wo ihm etwas einfiel oder er etwas sah, das ihn an Werner oder seine erste Familie erinnerte. Ich war viele Jahre sehr traurig über das Unheil, das über unsere Familie und so viele andere Familien, die ich kannte, überkommen ist und konnte diese Schicksale lange Zeit mit keinem teilen. Deshalb bin ich heute froh zu erfahren, dass Ihr an dem Schicksal von Werner, seiner Mutter und beiden Großmüttern so von Herzen Anteil genommen habt. (…)“  
Lara  So sollte es sein: eine Erinnerungskultur, der es gelingt, Brücken zu schlagen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – zwischen den Menschen.  
GabiDeswegen steht hier auf diesem Mahnmal [darauf zeigend]: „Erinnern für heute und morgen.“  
Zoe    Wie schön wäre es, wenn die Nachfahren noch erleben können, dass wir in Nettetal auch bei Straßennamen an unsere jüdischen Mitmenschen denken!  
BreuerWir engagieren uns weiter dafür, dass auch in Nettetal Straßen nach unseren jüdischen Kindern benannt werden, denn …  
AlleDenn: „Jede Stadt hat eine Anne Frank!“  
BreuerAuf dem einzigen und größten deutschen Soldatenfriedhof in den Niederlanden, in Ysselsteyn,  den ein Teil dieser Gruppe letzte Woche am Dienstag und Mittwoch besucht hat,  fand ich einen Aufkleber, der mich sehr bewegte. Ein Porträt von Albert Schweitzer und ein Zitat von ihm:   „Die höchste Erkenntnis, zu der man gelangen kann, ist Sehnsucht nach Frieden“   Friede – auf hebräisch „Schalom “. Gerne möchte ich Sie auffordern, mit uns gemeinsam zum Abschluss das Lied „Schalom chaverim“ zu singen oder mitzusummen:   Schalom chaverim, shalom shaverim, Schalom, schalom! Lehitraot, lehitraot Schalom, schalom!   Übersetzung: Friede sei mit euch, Freunde! Freunde! Friede, Friede!   Zum Abschluss möchte ich Sie einladen, mit uns dieses Lied gemeinsam zu singen  – oder zu summen. [Schüler*innen teilen Lied-Texte aus.]