Für Schulleiter Gielkens ist die „Gesamtschule ein Erfolgsmodell”

Veröffentlicht in: Allgemein | 0

30-jähriges Jubiläum wird gefeiert

Im Sommer 1992 startete die Gesamtschule Nettetal im Breyeller Gebäude der Hauptschule. Der Beginn war schwer. Doch: Heute übersteigt die Nachfrage deutlich das Angebot.

Die Gesamtschule Nettetal wird 30. Am Freitag wird das mit einer „kreativ-festlichen“ Veranstaltung in der Mensa der Schule in Breyell gefeiert.

Am Niederrhein gab es erst keine Bewegung für die Gesamtschule. Aber die Gründung einer Gesamtschule in Brüggen 1990 veränderte die Schullandschaft. Auch aus Nettetal meldeten sich zahlreiche Schüler dort an. Der Druck auf die Politik wurde immer größer, darauf zu reagieren. Auch die Zuschusspolitik des Landes tat ein Übriges.

Für Leo Gielkens, seit 2018, Leiter der Gesamtschule Nettetal, ist seine Schule ein „Erfolgsmodell“.
Am Freitag, 16. September, wird das 30-jährige Bestehen gefeiert. RP-Archivfoto: Emily Senf

So wurde in der ehemaligen Hauptschule Breyell die Gesamtschule Nettetal gegründet. Zunächst teilten sich Haupt- und Gesamtschule ein Gebäude, 1995, 1998, 2011 und 2014 wurde bis zur heutigen Größe ausgebaut. Aktuell unterrichten 101 Lehrkräfte rund 900 Schüler. Der heutige Schulleiter Leo Gielkens nennt seine Schule stolz „ein Erfolgsmodell“.

Der Start 1992 war eher zögerlich, doch dann explodierten die Anmeldezahlen, erinnert sich Roland Schiefelbein, von 1997 an 17 Jahre Leiter der Gesamtschule. Es habe doppelt so viele Anmeldungen gegeben wie Plätze. Mit 118 Jungen und Mädchen wurde vierzügig begonnen, für drei Schuljahre wurde sogar auf fünfzügig erhöht. Heute nimmt die Gesamtschule 108 Schüler in vier Eingangsklassen auf. 40 Kinder wurden abgelehnt.

Im Rathaus wurde überlegt, am Schulzentrum in Kaldenkirchen eine Dependance der Gesamtschule einzurichten. Schulleitung und Kollegium waren klar dagegen, man wollte kein Pendeln der Lehrkräfte wie in Brüggen und Bracht. Diskutiert wurde auchdie Einrichtung einer zweiten Gesamtschule mit einer gemeinsamen Oberstufe, aber dazu kam es nicht. Für eine neue Fünfzügigkeit heute zeigt sich Gielkens, seit 2018 Leiter der Gesamtschule, gesprächsbereit, aber die Schule sei strukturell dafür nicht ausgelegt.

In den Anfangszeiten seien einige Eltern beim Tag der offenen Tür quasi mit Tarnkappe herumgelaufen. Erst als einige Honorationen der Schützen ihre Kinder dort anmeldeten, war der Durchbruch geschafft. Das offizielle Nettetal tat sich dagegen etwas schwer mit der Gesamtschule. Es war Mehrheitswille, alle Schulformen zu erhalten. Der „Nettetaler Schulweg“ stand für eine ausgewogene Schullandschaft mit mehreren Wahlmöglichkeiten.

Zur Kerngeschichte der Gesamtschule gehört die Inklusion. Die Eltern von fünf Grundschulkindern mit Trisomie 21 suchten Plätze auf einer weiterführenden Schule. Als die Hauptschulen absagten, waren die Eltern verzweifelt. Die Gesamtschule war darauf nicht vorbereitet, erinnert sich Roland Schiefelbein. Nach mehreren Konferenzen erklärten sich fünf Lehrkräfte bereit, ein Schuljahr lang wurde dafür geplant. „Von den Sonderpädagogen haben wir viel gelernt“, sagt Gielkens. Bei der Vierzügigkeit kommen auf jede Klasse je drei Inklusionsplätze für Kinder mit Förderbedarf. Die Schule arbeite aber an den Grenzen ihrer Kapazität. Es gibt momentan neunte Klassen mit 32 Schülern. Aktuell hat sich die Situation durch den Krieg in der Ukraine verschärft, an der Gesamtschule lernen 20 ukrainische Geflüchtete.

Zur Erfolgsgeschichte dieser Gesamtschule zählen ihre Schwerpunkte. Sie ist eine Ganztagsschule mit eigener Mensa, MINT-Schule und die einzige Schule im Kreis Viersen, die Technik in der Sekundarstufe II anbietet. Technik, aber auch Darstellen und Gestalten sind der Wahl einer zweiten Fremdsprache gleichgestellt.

An der Schule arbeitet auch der Vereins „base L“. Dort sind 80 lokale Wirtschaftsunternehmen Mitglied, bieten mit Praktikumsplätzen und Berufsberatung eine sehr erfolgreiche Berufsorientierung an. Beim Bundeswettbewerb „Starke Schule“ kam die Gesamtschule 2015 auf den dritten Platz. Wichtig ist für Gielkens aber auch die Erinnerungskultur an der Schule. Das Mahnmal für die ehemalige Synagoge in Breyell betreuen Schüler. Und die Sonne machte schon 2011 Schule. Die Gesamtschule gewann damit den Klimapreis der Stadtwerke.


INFO
Gesamtschule ist stetig gewachsen
1992 Eröffnung der Gesamtschule Nettetal
1995 Erster Bauabschnitt mit Mensa und Fachräumen
1998 Zweiter Bauabschnitt mit Räumen für die Sekundarstufe II
2001 Erstes Abitur
2006 Verein „Base L“ und Selbstlernzentrum entstehen
2011 Bau von Technik- und Beratungsräumen
2014 vierter Bauabschnitt mit neuen Sekundarstufe II-Räumen


Rheinische Post, 13.09.2022, rp-online